Was sind Triggerpunkte und wie kann ich sie behandeln?
Triggerpunkte: Diagnose, Ursache, Symptome, Behandlung und Übungen
Fallen wir direkt mit der Tür ins Haus. Laut einer Studie des Deutschen Ärzteblattes aus dem Jahr 2008 „rührt die Ursache für Schulter- und Rückenschmerzen zu 90% aus dem myofaszialen System. Auf gut Deutsch heißt das: Unsere Rückenschmerzen resultieren aus dem Bewegungsapparat, also von den Faszien, die unsere Muskulatur umhüllen. (Quelle: Dtsch Arztebl 2008; 105(31-32): A-1657 / B-1430 / C-1397)
„Myofasziale Triggerpunkte sind Endresultate, wenn sich unser myofasziales System überlastet, wie z.B. bei akuter Überbeanspruchung oder bei immer wiederkehrenden gleichen Haltungs /- und Bewegungsmustern, die wir an den Tag legen.“
Thomas Marx
Gründer von TMX®, Physiotherapeut, Osteopath
„Der Triggerpunkt, wie er heute definiert wird, ist gewiss die häufigste Manifestation des Schmerzes im Bewegungssystem, wenn nicht im Organismus überhaupt.“
Prof. Karl Lewit
2009
„Es steht außer Zweifel, dass aktive myofasziale Triggerpunkte weit verbreitet sind und eine der Hauptursachen für Schmerzen und Funktionsstörungen des Bewegungsapparats darstellen“
Studie: Travell & Simons, 2002
TMX beschäftigt sich über 17 Jahren mit myofaszialen Triggerpunkten, den myofaszialen Schmerzsyndromen und mit der Entstehung und Behandlung von Triggerpunkten. Wir begleiten dich dabei, wie du deine muskulären Schmerzen selbst ohne Risiko Zuhause oder beim Sport behandeln kannst. Mit unserer TMX Übungswelt begleiten wir dich von Kopf bis Fuß mit ganzheitlichen Maßnahmen und helfen dir dabei, deine Schmerzen in den Griff zu bekommen.
Da TMX das triggern 2016 salonfähig gemacht hat, bekommst du bei uns eine Extraportion Triggerwissen, los geht’s.
1. Was ist ein Triggerpunkt?
2. Die Muskelkontraktion
3. Was bedeutet Triggern?
4. Schmerzübertragung durch einen Triggerpunkt
5. Risikofaktoren
6. Symptome eines Triggerpunktes
7. Wie kann man Triggerpunkte diagnostizieren?
8. Was sind die Ursachen von Triggerpunkten?
9. Was sagt TMX dazu?
10. Wie werden Triggerpunkte therapeutisch behandelt?
11. Wirkung Triggerpunkttherapie
12. Wie behandelt TMX Triggerpunkte
2. Die Muskelkontraktion
WIE IST EIN MUSKEL AUFGEBAUT UND WIE FUNKTIONIERT ER?
Um die Entstehung von myofaszialen Triggerpunkten besser verstehen zu können, ist es hilfreich, sich den Aufbau eines menschlichen Skelettmuskels einmal genauer anzuschauen.
Von groß nach klein – diese Muskelbestandteile sind einfach zu gliedern und zu verstehen. Schauen wir uns einmal die Muskelfakten an:
Wir beginnen mit dem großen Muskelbauch. Dieser Muskel ist mit einer Faszienhülle, dem sog. Epimysium umhüllt. Der Muskel gliedert sich in mehrere kleinere Abschnitte.
Die nächsttiefere Ebene sind die Muskelfaserbündel. Diese sind ebenfalls mit einer Faszienhülle umhüllt, dem sog. Perimysium.
Ein Stockwerk tiefer finden wir die Muskelfasern. Diese sind mit der Faszienhülle namens Endomysium umschlungen.
Die kleinste funktionelle Einheit der Fasern bilden die Sarkomere. Diese bestehen aus Myosin- und Aktinfasern, die vom größten im menschlichen Körper vorkommenden Protein (Titin) zusammengehalten werden.
Muskelfasern besitzen als funktionelle Einheiten Muskelfibrillen (Myofibrillen). Diese bestehen aus mehreren hundert Sarkomeren, die sich aus Myosin- und Aktinfilamenten zusammensetzen. An ihren Enden werden die Sarkomere durch sogenannte Z-Scheiben (Zwischen-Scheiben) begrenzt, in denen die dünnen Filamente des Aktins zusammenlaufen.
In der Mitte des Sarkomers treffen sie dagegen auf die dickeren Myosinfilamente. Durch diesen Aufbau ergeben sich helle Banden mit schmalen Aktinfilamenten an den Enden und dunklere mit dicken Myosinfilamenten in der Mitte der Sarkomere.
DIE MUSKELKONTRAKTION LÄUFT FOLGENDERMAẞEN AB:
- Die Reizübertragung an der Muskelendplatte (auch „Motorische Endplatte“) gibt das Signal, dass eine Kontraktion stattfinden soll.
- Damit der Reiz erfolgreich übertragen wird, müssen Nervenzellen kurzzeitig in einen aktiven Zustand (Aktionspotenzial) gebracht werden. Anschließend kehren sie in den inaktiven Zustand (Ruhepotenzial) zurück.
- Der Reiz löst einen biochemischen Prozess in den Sarkomeren der Muskelfasern aus, der die Kontraktion steuert.
- Das Eiweißmolekül Myosin (der Myosinkopf, dickes Filament) hakt sich an einem Aktinfaden (dünnes Filament) ein (Abbildung 1) und zieht ihn in den Bereichsabschnitt des Sarkomers, der als Mittellinie (oder auch „M-Linie“) bezeichnet wird (Abbildung 2).
- Durch dieses Heranziehen verkürzt sich das Sarkomer.
- Verkürzen sich Millionen von Sarkomeren, bewirkt dies eine Muskelkontraktion: Der Muskel zieht sich zusammen.
- Erhält Myosin das Signal, sich vom Aktin zu lösen, entspannt sich der Muskel wieder.
- Muskelentspannung benötigt Energie, die durch ATP (ein Energieversorgungsmolekül) bereitgestellt wird (Abbildung 3).
"Genau dieser biochemische Prozess ist bei der Entstehung eines Triggerpunktes gestört. Bei Triggerpunkten handelt es sich um dauerhaft kontrahierte, also verkürzte Sarkomere innerhalb eines Muskelfaserbündels. Diese können als kleine Verhärtungen ertastet werden."
Thomas Marx
Gründer von TMX®, Physiotherapeut, Osteopath
3. Was bedeutet triggern?
Wörtlich aus dem Englischen übersetzt heißt "to trigger" schlicht “auslösen”. Du kannst mit der Triggerpunkt Massage bereits bekannte Schmerzen (aktiver Triggerpunkt), aber auch dir bisher unbekannte Schmerzen (latenter Triggerpunkt) auslösen. So findest du unter Umständen die Ursache von Beschwerden an einer ganz anderen Stelle im Körper und kannst diese bestenfalls eliminieren. Bei der Triggerpunktmassage, dem Triggern – werden also Triggerpunkte gesucht und ganz gezielt punktuell durch Druck stimuliert.
Schaue dir dazu einmal unsere Triggerpunktvideos an. Hier zeigen wir dir, wie einfach man bei bestimmten Schmerzen triggern kann. Eine große Auswahl an weiteren Triggerpunkt Videos findest du im Menü unter "Triggerpunkte selbst behandeln"
4. Schmerzübertragung über einen Triggerpunkt
Triggerpunkte können für eine Vielzahl verschiedener Ruhe- und Bewegungsschmerzen verantwortlich sein, darunter Kopf- und Schulterschmerzen, Nackenschmerzen, Fersensporn, Tennisellenbogen oder Rückenschmerzen.
Das hast du bestimmt schon einmal gehört. Triggerpunkte können Schmerzen an Orten hervorrufen, wo sie selbst nicht anzutreffen sind. Das heißt, du hast an bestimmten Körperstellen Schmerzen, wo aber keine Triggerpunkte lokalisiert sind. Spannend, oder? Triggerpunkte haben so manch hinterlistige Eigenschaften :)
So können Spannungskopfschmerzen, Nackenschmerzen, Fußschmerzen aber auch Rückenschmerzen unter anderem durch Triggerpunkte verursacht werden, die nicht direkt mit der Schmerzstelle in Verbindung gebracht werden können. Dieses Phänomen nennt man „Schmerzübertragung”.
Verspürt der Patient seine gewohnten Beschwerden, sobald Druck auf den vermuteten Triggerpunkt ausgeübt wird, gilt das als sicheres Zeichen für das Vorliegen eines aktiven myofaszialen Triggerpunktes.
WIE KOMMT ES ZUR SCHMERZÜBERTRAGUNG?
Bei der Schmerzentstehung von Übertragungsschmerzen scheint das zentrale Nervensystem eine Rolle zu spielen: Vom Triggerpunkt geht ein Erregungsstrom aus, der durch das Rückenmark auch Nervenzellen reizen kann, die außerhalb der Körperregion des Triggerpunktes liegen. Auf diese Weise kommt es zu einem subjektiven Schmerzempfinden in anderen Muskeln, Sehnen oder Gelenken.
6. Die Symptome eines Triggerpunktes
Myofasziale Triggerpunkte lösen spezifische Symptome aus wie:
- Schmerzen
- Muskelschwäche
- Bewegungseinschränkungen
- Gewebsfestigkeit
- Ausstrahlende Schmerzen
- Sensibilitätsstörungen
- Vegetative Zeichen (wie z.B. schwitzen)
Patienten haben häufig Schwierigkeiten, ihre Schmerzen genau zu lokalisieren. Die Schmerzen können nicht nur am oder im Triggerpunkt direkt auftreten, sondern auch in benachbarten Muskeln, Sehnen oder Gelenken zu spüren sein.
"Durch die oft irreführende Schmerzübertragung werden Triggerpunkte als mögliche Auslöser von Schmerzen häufig übersehen. Viele Patienten leben daher manchmal lange Zeit ratlos mit ihren Beschwerden, die irgendwann chronifizieren und aus herkömmlicher Sicht immer schwerer zu therapieren sind."
Thomas Marx
Gründer von TMX®, Physiotherapeut, Osteopath
7. Wie kann man Triggerpunkte diagnostizieren?
Die Diagnose von Triggerpunkten erfolgt im Wesentlichen durch ärztliche Befragung (Anamnese) und die manuelle Untersuchung durch Tasten (Palpation). In den 80ern konnte man bereits bei Hunden über sog. elektronenmikroskopische Aufnahme Simons und Stolov (1976), feste Kontraktionspunkte sichtbar machen.
Triggerpunkt: Längsschnitt durch einen Kontraktionsknoten im M. gracilis eines Hundes. (Simons u. Stolov, 1976)
Heute ist man schon ein wenig weiter. Hochentwickelte sog. Elektrosonomyografie schafft es Triggerpunkte darzustellen.
Weitere wichtige Kriterien benötigen Therapeuten, um Triggerpunkte ausfindig zu machen:
- MUSS-KRITERIUM: Reproduktion der Symptome durch mechanische Stimulation (Druck, Zug)
- LEIT-KRITERIUM: Hartspannstrang, maximale Druckempfinglichkeit, Knötchen, Verquellungen
- BESTÄTIGENDE KRITERIEN: Ausstrahlende Schmerzen oder lokale Zuckungsreaktionen
- ERGÄNZENDE KRITERIEN: Reproduktion der Symptome durch Kontraktion, Muskeldehnung, -schwäche, Koordinationsstörung, vegetative Phänomene
8. Was sind Ursachen von Triggerpunkten?
Bei myofaszialen Triggerpunkten liegt eine dauerhafte Verkürzung (Kontraktur) von Sarkomeren vor, wie im oberen Bereich bereits erwähnt. Es handelt sich also um keine Verkrampfung, denn das wäre eine plötzliche Verkürzung des gesamten Muskels. Auslöser der dauerhaften Verkürzung können unter anderem eine Überlastung sein.
Was sich nun etabliert hat, ist das Erklärungsmodell, die sogenannte „Integrierte Hypothese”. Die Integrierte Hypothese führt die Entstehung von Triggerpunkten im Wesentlichen auf eine Verkettung verschiedener Faktoren zurück, die in einem fatalen Teufelskreis münden:
- Auslöser: muskuläre Überlastung oder Fehlbelastung (Trauma)
- führt zu: Störung der Muskelendplatte, an der die Reizübertragung von Nerv auf Muskel stattfindet. Daraus folgt eine Erregungshemmung (sogenannte Depolarisation), bei der auf ein Aktionspotenzial der Muskelzellen kein Ruhepotenzial mehr folgt.
- führt zu: Freisetzung von übermäßig viel Kalzium, das die Sarkomere dauerhaft verkürzt — der „Kontraktionsknoten” entsteht
- führt zu: dauerhafter Kompression von Kapillargefäßen, die nicht mehr ausreichend Sauerstoff bereitstellen können
- führt zu: mangelhafter Blutversorgung in der Muskelfaser (lokale Ischämie)
- führt zu: Energiekrise. Durch den Sauerstoffmangel kann die für die Muskelkontraktion benötigte Energie nicht mehr bereitgestellt werden.
- führt zu: Freisetzung von Substanzen, die Schmerzrezeptoren (Nozizeptoren) dazu anregen, Schmerzbotenstoffe freizusetzen
- führt zu: Schmerzen und Beschwerden des Patienten
"Der Teufelskreis bei der Entstehung eines Triggerpunktes ist also dieser: Für eine normal funktionierende Muskeltätigkeit braucht es Energie, die aufgrund der entstandenen Energiekrise in den Fasern der Muskeln nicht mehr bereitgestellt werden kann.
Diese Unterversorgung stärkt gleichzeitig genau die Faktoren, die die Krise verursachen. Das hält die Kontraktur und damit den Triggerpunkt dauerhaft aufrecht."
Thomas Marx
Gründer von TMX®, Physiotherapeut, Osteopath
9. Was sagt TMX dazu?
Zweifelsohne existieren Triggerpunkte. Unstrittig ist auch, dass sie im muskulären Gewebe entstehen. Die Hauptgründe, warum Triggerpunkte entstehen, sind zu wenig, falsche und zu viel Bewegung. So können Erkrankungen wie ein Bandscheibenvorfall oder Spannungskopfschmerz entstehen. Wenn du dich zu wenig bewegst, z.B. bei regelmäßigem, stundenlangem Sitzen, wenn du dich falsch bewegst und wenn du dir zu viel zumutest, z.B. beim Sport. „Die Dosis macht das Gift.“
Gib deinem Körper die entsprechende Zeit für Regeneration. Erholung ist unter anderem ausschlaggebend für Reparaturmechanismen im Körper. Fehlt die Zeit dafür, werden Überbelastungen, Verspannungen und die Entstehung neuer Triggerpunkte begünstigt. Dass zu große Spannung im Gewebe die Entstehung von schmerzhaften Verhärtungen begünstigt, weißt du bereits.
Stehen wir unter Daueranspannung kann das auf längere Sicht nicht nur psychische, sondern auch körperliche Auswirkungen auf uns haben. Im Jahr 2019 gab es in Deutschland über 40 Millionen Arztbesuche aufgrund von Rückenschmerzen. Schmerzen im Bereiche des Bewegungsapparates zählen dabei zu den häufigsten Ursachen, warum Ärzte überhaupt aufgesucht werden. Gleich an zweiter Stelle stehen psychische Probleme. Schmerz und Stress zählen also zu den häufigsten Beschwerden der Deutschen und dass beides in direktem Zusammenhang steht, liegt nahe.
11. Wirkung der Triggerpunkt Therapie
Durch die herkömmliche Triggerpunktbehandlung, auch manuelle Triggerpunkt Therapie können die Beschwerden der Patienten gelindert werden. Wie funktioniert das?
Die drei wichtigen Komponenten einer erfolgreichen Triggerpunktmassage
Drei Komponenten sind entscheidend, um tiefliegende myofasziale Triggerpunkte mit der Triggerpunktmassage nachhaltig lösen zu können:
- Punktuell: Über den punktuellen Druck kannst du die Schmerzweiterleitung unterdrücken und so eine lokale Minderdurchblutung und damit einen Sauerstoffmangel, eine sogenannte Hypoxie, herbeiführen. Löst du den Druck, strömt vermehrt Blut in das getriggerte Gewebe und es gibt reaktiv ein Überangebot an Sauerstoff, das dem krankhaft kontrahierten Gewebe nun zur Verfügung steht. Die Beendigung der Hypoxie im Triggerpunktgewebe ist ein elementares Ziel der Triggerpunktbehandlung.
- Langanhaltend: Durch den langanhaltenden Druck entspannst du das Triggerpunktgewebe – unser „Stressmacher“, der Sympathikus, wird gehemmt.
- Tief: Die letzte Komponente ist der tiefliegende Druck. Dieser wird benötigt, um möglichst viele Gewebszellen, die Fibroblasten, zu aktivieren. Diese reagieren auf Druck und produzieren die fasziale Schmiere. So kann mehr Bewegung in den tiefen Faszienschichten zustande kommen.
Wir von TMX nennen das, „Fluffigkeit“ : ) – Wissenschaftler hingegen sprechen von einer sog. „Genexpression“.
12. Wie behandelt TMX Triggerpunkte?
Hier findest du eine Vielzahl von Triggerpunkten, die bekannte Schmerzen auslösen können. Wie du sie behandelst, siehst du in unseren TMX Triggerpunkt Videos:
TMX® KOMBINIERT DRUCK UND BEWEGUNG MIT UNSERER TMX 3 er METHODE!
S. Mense: Unterschiede zwischen myofazialen Triggerpunkten und „tender points“. In: Schmerz (2011).
D. G. Simons, S. Mense: Diagnose und Therapie myofaszialer Triggerpunkte. In: Schmerz (2003).
C. Gröbli, J. Dommerholt: Myofacial trigger point. Pathologie und Behandlungsmöglichkeiten. In: Manuelle Medizin 6 (1997).
R. Gautschi, U. Böhni: Das myofasziale Schmerzsyndrom: Ätiologie und therapeutischer Ansatz. In: Manuelle Medizin 3 (2014), S. 207.